Zusammen auf Fieldtrip ins Nubra Valley
Obwohl meine Arbeit im Therapie Zentrum offiziell schon zu Ende ist, hat uns Norbu eingeladen, mit auf den Fieldtrip zu fahren. So treffen wir uns heute um acht Uhr vor dem Therapie Zentrum. Wir sind die nächsten Tage zu fünft unterwegs: Norbu, Karoline, ihre Freundin Lisa aus Deutschland sowie Tino und ich. Hinter Leh geht es gleich steil hinauf. Um ins Nubra Valley zu gelangen, überqueren wir den höchsten befahrbaren Pass der Welt. Der Khardung Pass liegt auf einer Höhe von 5600 Meter.
Auf dem Weg zur Passhöhe.
Auf der anderen Seite geht es eine schmale und holprige Strasse hinunter. Am frühen Nachmittag erreichen wir unseren ersten Patienten. Leider ist er nicht Zuhause. So machen wir bei den Sanddünen einen kurzen Zwischenhalt. Das Nubra Valley wirkt stellenweise wie eine afrikanische Steppe mit grünen Oasen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir den Ort Diskit. Hier können wir uns in unserer Unterkunft einen Moment ausruhen, bevor wir drei weitere Patienten besuchen. Die Begegnungen sind sehr spannend, da die Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen stehen und unterschiedliche Herausforderungen zu meistern haben. Wir versuchen, die wichtigsten aktuellen Bedürfnisse herauszufinden und für diese eine Lösung anzubieten. So bringen wir einem Patienten neue Medikamente und weitere medizinische Hilfsmittel. Ein junges Mädchen benötigt für den 3 km langen Schulweg orthopädische Schuhe. Norbu spricht auch gleich mit dem Schuldirektor, da ein Abweichen von der Schuluniform bewilligt werden muss. Für einen kleinen Jungen wird ein längerer Aufenthalt im Therapie Zentrum in Leh empfohlen, um seine Therapie intensiver gestalten zu können. Die wenigen Hausbesuche in die entlegenen Gebiete Ladakhs reichen manchmal nicht aus, um die therapeutischen Bedürfnisse abzudecken.
Unsere drei Patienten.
Am nächsten Tag fahren wir weiter ins Tal hinein. Wir befinden uns hier ganz nahe an der pakistanischen Grenze. Ein steiler Fusspfad führt uns hinauf zu unserem nächsten Patienten. Über diesen Weg erreichen ein kleines Hochplateau, auf welchem sich unzählige gelbleuchtende Weizenfelder befinden. Wir folgen weiter dem kleinen Pfad ins Dorf. Die muslimische Dorfgemeinschaft lebt hier nach der ursprünglichen traditionellen Lebensweise. Im Dorfbach waschen gerade Frauen ihre Wäsche und fragen uns nach unserem Ziel. Bald erreichen wir die Dorfschule, wo wir bereits erwartet werden. Wir machen hier eine Nachkontrolle bei einem Jungen, der vor ein paar Jahren eine Fussoperation erhalten hatte. Bei dieser Gelegenheit bringen wir ihm auch neue Schuhe.
Auf dem Hochplateau.
Patientenbesuch in der Dorfschule.
Nach diesem Besuch verlassen wir das Hochplateau und machen uns auf den Weg zu unseren nächsten Patienten. Über einen weiteren Fusspfad erreichen wir ihr Dorf. Unsere Patienten sind zwei kleine Geschwister, welche beide eine Behinderung haben. Leider hat sich der Zustand des einen Jungen verschlechtert. Auch hier empfiehlt Norbu, mit den Kindern ins Therapie Zentrum nach Leh zu kommen, um beiden Geschwistern einen umfassenden Therapieplan anbieten zu können.
Die zwei Geschwister mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder.
Dies war unser letzter Besuch auf diesem Fieldtrip. Zurück in Diskit haben wir die Gelegenheit, das Kloster anzuschauen. Das Kloster von Diskit ist das Grösste und Älteste im Nubra Valley. Wir verweilen lange hier oben und geniessen die ruhige Atmosphäre.
Das Kloster von Diskit.
Die Statue neben dem Kloster von Diskit wurde zu Ehren des letzten Dalai Lama Besuches errichtet.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zurück nach Leh. Wir fahren dem Shyok River entlang. Auf diesem Weg erreichen wir den Wari Pass, wo wir durch eine wunderschöne Landschaft fahren. Es wirkt wie in einer Schweizer Alpenszenerie. Nur die Yaks erinnern uns daran, dass wir in Ladakh sind. Müde aber sehr glücklich erreichen wir am frühen Nachmittag Leh, wo wir uns vorerst voneinander verabschieden.
Am Wari Pass.
Liebe Andrea
Was Du, um Kindern zu helfen, auf Dich genommen hast, ist ganz toll. Diese einzigartigen Erfahrungen und Eindrücke sind bestimmt prägend und unvergesslich und die Dankbarkeit der Menschen ein „Lohn“ für die Strapazen. Du bist ein wunderbarer, besonderer Mensch.
Bis bald und vili liebi Grüessli
Cornelia